Weinberge bei Rüdesheim


  • 16 Apr, 2015
  • V. Mader

Gebietsbeschreibung

Das Vogelschutzgebiet „Weinberge zwischen Rüdesheim und Lorchhausen“ nördlich des Rheins ist etwa 845 Hektar groß und überlappt teilweise mit dem etwa 52 Hektar großen Naturschutzgebiet „Niederwald bei Rüdesheim“. Die südwestexponierten Weinhänge zeichnen sich unter anderem durch warmtrockene und winterwarme Steilhänge des Taunusabsturzes zum Mittelrhein hin aus. Ausgewählt wurde das Vogelschutzgebiet für Wanderfalken und Neuntöter (so genannte Anhang I-Arten), ist aber auch für Zaun- und Zippammer, Wendehals, Steinschmätzer und Baumfalke ein wichtiger Lebensraum.

Für „Genussmenschen“ ist das Gebiet um den Rüdesheimer Berg wohl schon seit dem 9. Jahrhundert interessant, denn es umfasst mehrere der besten Weinlagen Deutschlands: 90 % der etwa 90 Hektar Anbaufläche werden für den Riesling genutzt. Dementsprechend gut lässt sich eine Weinbergwanderung mit einer Vogelexkursion verbinden!

Quellen: Bundesamt für Naturschutz (BfN), wikipedia, HGON e.V.

Weitere Informationen:

Fähre, Bahn & Bus:

  • Buslinien 171, 181, 187 bis Haltestelle Rüdesheim (Rhein) Bahnhof
  • Bahn 10 bis Haltestelle Rüdesheim (Rhein) Bahnhof
  • Fähren SCH F2, SCH F3 bis Haltestelle Rüdesheim Rhein (Bahnhof)
Weinberge Rüdesheim

Heckenbraunelle ( Prunella modularis )

Artname (deutsch): 
Heckenbraunelle
Englischer Artname: 
Dunnock

Die unscheinbare Heckenbraunelle kann auf den ersten Blick an den Haussperling erinnern, man erkennt aber bei genauerem Hinsehen eine blei-graue Gesichtsmaske und der Rest des Körpers scheint mehr oder weniger einheitlich braun zu sein. Der Haussperling hingegen hat eine hellere, gräuliche Bauchseite. Da die Heckenbraunelle zwar eigentlich eine Waldvogelart ist, aber nicht auf Altholzbestände angewiesen ist und außerdem viele verschiedene Habitate als Brutorte nutzt (zum Beispiel auch Rapsfelder), gilt sie als ungefährdet. Obwohl sie im Frühjahr vielen mit ihrem lauten, zeitigen Gesang schon mal aufgefallen sein könnte, ist sie dennoch wenigen bekannt. Vor allem ihr verstecktes Leben macht es dabei natürlich schwer den Vogel mit der lauten Stimme mal genauer „unter die Lupe“ zu nehmen.

Zippammer ( Emberiza cia )

Artname (deutsch): 
Zippammer
Englischer Artname: 
Rock bunting

Rund 15% des deutschen Gesamtbestandes der Zippammern brütet in den Weinbergshängen zwischen Rüdesheim und Lorchhausen. Über die Jahre blieb der Bestand hier stabil und in den letzten Jahren könnte es sogar zu einem kleinen Bestandszuwachs gekommen sein. Dies kann in Verbindung mit der Entbuschung südlicher Weinbergshänge im Mittelrheintal zu tun haben. Denn Zippammern benötigen zur Nahrungssuche offene Bereiche am Boden – am besten mit offenen Felspartien und alten Weinbergsmauern. Für die Elterntiere gibt es eine Mischkost aus Sämereien und Wirbellosen und für die Jungtiere kommt ausschließliche tierische Nahrung in den Schnabel. Zippammern haben typischerweise zwei Bruten im Jahr. Die erste wird in einem Bodennest groß gezogen, kann aber durch die Bearbeitung der Weinberge gefährdet sein. Die zweite Brut wird häufig in den Quirlen der belaubten Reben angelegt und kann durch das Hochbinden von Trieben und Spitzen in Mitleidenschaft gezogen werden. Neben der direkten Gefährdung der Nester ist aber vor allem die Aufgabe von Weinbergen, die dann verbuschen und keine offene Bodenstellen mehr vorweisen können, das größte Problem für die Tiere. Im 19. Jahrhundert waren die Tiere deshalb auch noch viel weiter in Deutschland verbreitet als heutzutage. Da sie allerdings eine wärmeliebende Art ist, könnte die Klimaerwärmung dazu beitragen, dass sie sich wieder weiter ausbreiten. Und in Rüdesheim legt man zum Glück sowieso großen Wert auf das Monitoring und den Schutz der örtlichen Population und sorgt für eine „zippammerfreundliche“ Weinbergsgestaltung.

Zaunammer ( Emberiza cirlus )

Artname (deutsch): 
Zaunammer
Englischer Artname: 
Cirl bunting

Ähnlich wie die Zippammer mag auch die Zaunammer sonnenexponierte, warme, trockene Weinberge. In direkten Nachbarhabitaten, wie zum Beispiel Obst- und Nutzgärten, singt sie von Bäumen herab. Sie erinnert dabei etwas an die Klappergrasmücke. Außerdem wird der Boden in der Nachbarschaft nach Nahrung. In Hessen sind Zaunammern seit etwa 1800 anzutreffen und damit gehören die hessischen Populationen zu den nördlichsten Verbreitungsgebieten. Je nach Härte des Winters verlassen die hier zurückgebliebenen Männchen die hiesigen Gebiete oder besiedeln sie neu, denn warme Winter begünstigen die Ausbreitung dieser Art in Richtung Norden.

Orpheusspötter ( Hippolais polyglotta )

Artname (deutsch): 
Orpheusspötter
Englischer Artname: 
Melodious Warbler

Auch der Orpheusspötter fühlt sich sichtlich wohl an den sonnenbeschienen Stellen entlang des Rheins. Allerdings bevorzugt er im Vergleich zu der Zipp- und Zaunammer die Brachflächen mit lückigen, hohen Gräsern und Gebüschen um dort zu brüten. An der Wahl des Brutplatzes lässt sich der Orpheusspötter auch recht gut von seiner Zwillingsart – dem Gelbspötter – unterscheiden. Denn der Gelbspötter brütet in reich strukturierten, feuchten Laub- und Auwäldern. Der Orpheusspötter hat sich von Frankreich kommend  in unsere Regionen rasant ausgebreitet. Interessanterweise sind die Ursachen für die Arealausweitung noch immer unklar. 

Bluthänfling ( Carduelis cannabina )

Artname (deutsch): 
Bluthänfling
Englischer Artname: 
Linnet

Bluthänflinge haben ihren Namen nicht, weil sie besonders blutdürstig oder gefährlich wären, sondern aufgrund der schönen roten Färbung von Brust und Stirn, die die Männchen im Frühjahr aufweisen. Sie kommen vorwiegend in hecken- und grünlandreichen Kulturlandschaften mit extensiv genutzten Weinbergen und Ruderalfluren vor. Nur vereinzelt sind sie auch in offenen Wäldern oder älteren Nadelwaldschonungen Brutvögel. Aufgrund der intensivierten Landwirtschaft ist sein Bestand allerdings sinkend, denn seine eigentlichen Nahrungspflanzen sind vielerorts nicht mehr vorhanden. Sollte Nistplatzmangel für die aktiven Finken bestehen, klumpen sich die Revierzentren zusammen. Das heißt, die Reviere der Bluthänflingpaare liegen näher und näher zusammen, um das geeignete Gebiet bestmöglich für sich nutzen zu können. Die Nahrung kann in solchen Fällen auch in bis zu einem Kilometer Entfernung gesucht werden.