Tier- und Pflanzenarten

Jedes Ökosystem hat ganz spezielle Artengemeinschaften (sogenannte Biozönosen), die durch viele Tier- und Pflanzenarten charakterisiert werden. Viele Arten (z.B. Amsel oder Brombeere) können an einer Vielzahl von Standorten vorkommen. Andere Arten widerum sind Spezialisten und brauchen ganz bestimmte Umweltbedingungen, um existieren zu können (z.B. Rohrdommel, Orchideen). Hier stellen wir Ihnen eine Vielfalt an Arten vor, die entweder häufig oder selten sind, aber alle in mindestens einem unserer vorgestellen "Naturpade"-gebiete anzutreffen sind.

Vielleicht entdecken Sie ja altbekannte oder auch neue Arten, von denen Sie zuvor noch nie gehört haben und nach denen Sie vielleicht mal die Augen bei einem kleinen Spaziergang offen halten möchten ... ?!

Artnamesort descending Beschreibung Schutzstatus
Feldlerche
Alauda arvensis
Feldlerche am Ackerrand. © M. Schäf

Die Feldlerche ist Meistersänger und Athlet: Sie kombiniert ihren Gesang mit einem manchmal mehr als 20 Minuten andauernden, sehr anstrengenden Schauflug hoch über den Feldern. Zum Abschluss dieses Singfluges lässt sie sich wie ein Stein aus über 100 Metern zu Boden fallen. Durch die intensive Landwirtschaft wurde der ursprüngliche „Allerweltsvogel“ in manchen Gebieten sehr stark zurückgedrängt oder ist sogar ausgestorben.

Fischadler
Panadion haliaetus

Die Geschichte des Fischadlers in Deutschland gleicht einer kleinen Erfolgsstory. Früher wurde sein Bestand durch exzessive Verfolgung fast vollkommen ausgerottet. Heute vermehren sich diese Greife wieder und breiten sich wieder gen Westen aus. Trotzdem gab es seit über 100 Jahren keinen erfolgreichen Brutversuch dieser Fischfresser mehr in unserem Bundesland. Doch da die Fischadler immer wieder in hessische Gebiete vordringen und dort Balz- und Paarungsverhalten zeigen, ist davon auszugehen, dass zukünftige Bruten möglich sind. Deshalb wurden in einigen Teilen Hessens auch künstliche Nisthilfen angebracht, um die Vögel in ihrem Besiedlungsvorhaben zu unterstützen. Sollte ein Brutversuch hier gelingen, dann wäre Hessen der bisher westlichste, deutsche Brutstandort von Fischadlern.

Fitis
Phylloscopus trochilus
Der kleine "Weidenlaubsänger". © S. Rösner
Der Fitis ist ein kleiner gelb-brauner Laubsänger, der dem eng verwandten Zilpzalp zum Verwechseln ähnlich sieht. Daher werden beide auch als Zwillingsarten bezeichnet. Am einfachsten lassen sie sich durch ihren Gesang unterscheiden: Der Fitis singt nicht wie der Zilpzalp seinen Namen, sondern eine abfallende Reihe weicher Pfeiftöne. Beide Arten kommen flächendeckend in Hessen vor, haben jedoch unterschiedliche Lebensraumansprüche: Der Fitis baut sein bodennahes Nest oft in dichter Vegetation aufgelockerter Waldbestände und zieht nach der Brutsaison zum Überwintern ins tropische Afrika.
Flussregenpfeifer
Charadrius dubius
Flussregenpfeifer. © M. Schäf
Wie der Flussuferläufer hat auch der Flussregenpfeifer mit den wasserbaulichen Maßnahmen und dem damit einhergehenden Verlust möglicher Bruthabitate zu kämpfen. Für sein Brutgeschäft nutzt er in Hessen vor allem Kies- und Sandgruben. Traditionell genutzte Kiesbänke in Flüssen kann er nur noch an der Eder besiedeln. An anderen Orten brütete er zeitweilig auch auf gekiesten Flachdächern, Schotterflächen oder auch an Abbaustellen. Diese Orte werden allerdings häufig durch Freizeitnutzung verschiedenster Art gestört, wodurch die Bruten stark gefährdet sind. Das Feind-Abwehr-Verhalten der Elterntiere, die mit hängenden Flügeln und lauten Rufen so tun, als wären sie „leichte Beute“, wird in solchen Störmomenten vermutlich wahrgenommen, aber die Eier und Küken sind so gut getarnt, dass das Gelege leicht übersehen werden kann.
Flussuferläufer
Actitis hypoleucos
Flussuferläufer. © M. Schäf

Flussuferläufer konnten in Hessen nur an den Flüssen Eder, Werra, Fulda und Lahn nachgewiesen werden. Denn aufgrund von Gewässerbegradigungen und anderer wasserbaulicher Maßnahmen finden sie keine ausgedehnten Kies- und Sandinseln, sowie Uferbereiche mit ausreichend Deckung und gleichzeitig lückiger Vegetation mehr. Deshalb ist diese Art auch vom Aussterben bedroht. Der letzte gesicherte Brutnachweis stammt aus dem Jahr 1999. 2003 und 2007 konnten Brutversuche nur vermutet werden. Eigentlich wären alle Flüsse in Hessen potenzielle Brutgebiete, doch der zum Beispiel stark gewachsene Kanutourismus hält vermutlich ansiedlungswillige Brutpaare vom Brutgeschäft ab.

Flutender Hahnenfuß
Ranunculus fluitans
Diese weiß blühende Wasserpflanze ist ein Verwandter der, als „Dotterblumen“ bekannten, gelbblütigen Hahnenfüße, die man auf Wiesen finden kann. Anders als diese wächst er jedoch komplett untergetaucht im fließenden Wasser kleinerer Flüsse. Dabei werden flache Stellen mit hoher Fließgeschwindigkeit bevorzugt. Die Blätter an den bis zu mehreren Metern langen Stängeln sind fadenförmig, um den Widerstand in der Strömung zu minimieren. Lediglich die Blüten ragen knapp über die Wasseroberfläche hinaus. An geeigneten Gewässerabschnitten kann der Flutende Hahnenfuß große Bestände bilden, die dann wie Haarbüschel in der Strömung wallen.
Gartenbaumläufer
Certia brachydactyla

Der Gartenbaumläufer verschwimmt optisch sehr gut mit der Baumrinde, an der er sich vorzugsweise aufhält. Den Stamm erklettert er dabei zumeist von unten nach oben in spiralförmigen Bewegungen. Wenn er enge Baumspalten oder abstehende Baumrinde findet, nutzt er solche Strukturen, um dort zu brüten. Wenn er sich so gut getarnt zwischen der Baumrinde aufhält, ist es wenig erstaunlich, dass er selten gesichtet wird, obwohl er auch regelmäßig in Siedlungsbereichen vorkommt. Dennoch bevorzugt er Laub- und Mischwälder, vor allem aber Auwälder. Durch das Ausbringen von Spezialnistkästen mit seitlichen Eingängen, kann das Vorkommen von Gartenbaumläufern gesteigert werden. In solchen Kästen können in harten Wintern  mit weniger als -10°C Außentemperatur auch bis zu 20 Individuen zusammenrücken, um sich gegenseitig zu wärmen.

Gartenrotschwanz
Phoenicurus phoenicurus

Im südlichen Hessen haben Gartenrotschwänze ihre Verbreitungsschwerpunkte. Das liegt wahrscheinlich an der klimatisch günstigen Lage der besiedelten Gebiete. Zu seinen bevorzugten Habitaten gehören Weichholzauen, lichte Laub- und Kieferwälder sowie Streuobstwiesen. Gartenrotschwänze haben im Gegensatz zu Hausrotschwänzen nicht nur rötlich gefärbte Schwanzunterseiten, sondern auch die Brust ist rötlich. Außerdem sind die Männchen insgesamt aschgrau, haben ein schwarzes Gesicht und ein weißes „Strirnband“. Seit den 1950er Jahren wurden starke Bestandsabnahmen festgestellt. Manche Populaionsrückgänge wurden auf Dürreperioden im Überwinterungsgebiet, der Sahelzone, zurückgeführt. Andererseits wurden auch die generelle Verschlechterung der Überwinterungsgebiete und der starke Insektizideinsatz als Rückgangsursachen aufgezeigt. In den Brutgebieten  mussten zudem viele Streuobstwiesen Gebäudekomplexen weichen. Seit den 1990er Jahren scheinen sich die Bestände vielerorts aber stabilisiert zu haben und anzuwachsen.

Gelbspötter
Hippolais icterina
Gelbspötter auf Singwarte. © S. Rösner

Der Gelbspötter ist ein kleiner, graugrün-gelblicher Singvogel und brütet in verschiedenen Lebensräumen, die eine gut ausgeprägte Strauchschicht aufweisen. Dazu zählen zum Beispiel Laub- und Auwälder, Flussufer mit Gehölzen oder auch Parks mit älteren Bäumen. Obwohl der Bestand des Gelbspötters in anderen Regionen in Europa schwankt, sind für Hessen bisher keine langfristigen Abnahmen erkennbar. Hier im NSG Kühkopf-Knoblochsaue erreicht der Gelbspötter sogar hessenweit seine höchsten Siedlungsdichten.

In seinem „spöttischen“ Gesang hören wir auch viele Imitationen anderer Vogelarten, so dass arteigene Elemente oft in den Hintergrund treten. An den schnell vorgetragenen Ruf­wiederholungen „Schmidt, Schmidt, Schmidt, hatte sieben Töchter, hatte sieben Töchter, Töchter sieben, Töchter sieben, beinah heiratsreif, beinah heiratsreif, Schmidt, Schmidt, Schmidt“ lässt sich der Gelbspötter in der Regel aber doch eindeutig erkennen. 

Girlitz
Serinus serinus
Girlitz. © M. Schäf

Der gelb-bräunlich gefärbte Girlitz ist unser kleinster Fink. Er ist eng mit dem Kanarengirlitz verwandt, der in seiner domestizierten Form oft als Kanarienvogel gehalten wird. Als Kulturfolger besiedelt er Gärten und Parks, in denen er in Hessen Dichten mit bis zu einem, maximal sogar bis zu 5 Reviere pro10 Hektar erreichen kann. In Südhessen kommt der Girlitz auch in reich strukturiertem Offenland mit vielen Gehölzen, Kräutern und Stauden vor, von deren Samen er sich ernährt. Wälder und ausgeräumte Ackerfluren werden dagegen gemieden. Girlitze bevorzugen wärmebe­günstigte Standorte. Daher treten sie vor allem in Niederun­gen und überall in Ortschaften und somit in Hessen fast flächendeckend auf.

Brütete diese Art zu Anfang des 19. Jahrhunderts fast ausschließlich im Mittelmeerraum, erweiterte sich ihr Areal in gut Hundert Jahren weit nach Norden und Westen. Mittlerwei­le besiedelt der Girlitz ganz Mitteleuropa. Dennoch ist seine Bestandsentwicklung zwischenzeitlich abnehmend, vermutlich verursacht durch Nahrungsmangel, wie bei ei­nigen anderen auf Sämereien angewiesenen Finkenarten auch. Im Siedlungsbereich wird dies vor allem durch engere Bebauung, stär­kere Versiegelung, kleinere Gärten und weniger Bäume bedingt; im Offenland durch die Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung. So bleibt zu hoffen, dass sein lauter klirrender Gesang, den er gern von einer Fernsehantenne oder Baumspitze aus vorträgt, noch lange in vielen Gärten Hessens gehört werden kann.

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