Tier- und Pflanzenarten

Jedes Ökosystem hat ganz spezielle Artengemeinschaften (sogenannte Biozönosen), die durch viele Tier- und Pflanzenarten charakterisiert werden. Viele Arten (z.B. Amsel oder Brombeere) können an einer Vielzahl von Standorten vorkommen. Andere Arten widerum sind Spezialisten und brauchen ganz bestimmte Umweltbedingungen, um existieren zu können (z.B. Rohrdommel, Orchideen). Hier stellen wir Ihnen eine Vielfalt an Arten vor, die entweder häufig oder selten sind, aber alle in mindestens einem unserer vorgestellen "Naturpade"-gebiete anzutreffen sind.

Vielleicht entdecken Sie ja altbekannte oder auch neue Arten, von denen Sie zuvor noch nie gehört haben und nach denen Sie vielleicht mal die Augen bei einem kleinen Spaziergang offen halten möchten ... ?!

Artnamesort descending Beschreibung Schutzstatus
Lachmöwe
Larus ridibundus

Laut Christian Morgenstern sehen alle Möwen aus, „als ob sie Emma“ hießen, doch ist das nicht der Fall. Die Lachmöwe ist durch ihren dunklen, schokoladenbraunen Kopf, ihren roten Schnabel und die roten Beine gut von den anderen Möwen zu unterscheiden. In Hessen ist die Lachmöwe ein seltener Brutvogel, kann aber außerhalb der Brutzeit vor allem an Rhein und Main große Schlafplätze bilden und ist bei uns ein Wintergast. Ihr Name leitet sich übrigens nicht vom Lachen ab, sondern von dem Wort „Lache“ für Pfütze.

20 - 60 Brutpaare
Lachmöwe
Larus ridibundus

Obwohl der Name dazu einlädt, zu denken, die Lachmöwe könnte sehr viel lachen, bezieht er sich eher auf die „Lache“ – Pfütze. Da sie sich oft in Kolonien auf Seen, in Schilfzonen, in Sumpfgebieten oder küstennahen Gewässern aufhält, bezieht sich ihr Name also eher auf ihren Aufenthaltsort als auf ihre Stimme. Obwohl Lachmöwen in Deutschland zu den weit verbreiteten Brutvögeln gehören, sind sie in Hessen eher selten vertreten. Dies liegt vor allem am Mangel möglicher Brutplätze. Die wenigen vorhandenen Brutpaare befinden sich überwiegend in Gebieten mit weit reichenden Verlandungszonen an stehenden und langsam fließenden Gewässern. Nach der Brutzeit kommt es insbesondere am Rhein und Main zu großen Lachmöwenvorkommen, da sie dort die Schlafkolonien bilden.

Löffelente
Anas clypeata

Die Familienverbände bestehen nur aus Weibchen und Jungvögeln, sind unscheinbar gefärbt und ähneln beim ersten Blick Stockenten. Doch die Löffelente ist immer leicht an ihrem großen, löffelähnlichen Schnabel zu erkennen, mit dem sie die Gewässeroberfläche nach tierischer und pflanzlicher Nahrung aller Art durchseiht. Junge führende Weibchen können ein ausgeprägtes Verteidigungsverhalten an den Tag legen: Sie können ihre Jungen sogar erfolgreich gegen Graureiher verteidigten.

In den letzten Jahren sind Löffelenten zunehmend auch im Winter zu sehen, was als Folge der Klimaerwärmung gedeutet werden kann. Die Löffelente brütet gern an flachen, nährstoffreichen Stillgewässern, bevorzugt dabei jedoch im Gegensatz zu den meisten anderen seltenen Entenarten in Hessen überschwemmtes oder überstautes Grünland in weiträumig offener Landschaft. Da solche Bereiche sehr selten sind, ist sie eine der seltensten Entenarten in Hessen. Regelmäßig werden nur das Bingenheimer Ried in der Wetterau, der Rhäden von Obersuhl in Hersfeld-Rotenburg und die Aartalsperre im Lahn-Dill-Kreis besiedelt, wobei es sich im letzten Fall um ein für diese Art eher untypisches Gebiet handelt. Nur in Ausnahmefällen kommt es in Hessen zu einer größeren Anzahl an Bruten, wie zum Beispiel 1991, als hier im Ried 17 Reviere registriert wurden.

Maikäfer
Melolontha melolontha
Maikäfer in einer Wiese. © S. Rösner

Eigentlich sind unter der Artbezeichnung Maikäfer zwei Arten gemeint – den hier vorgestellten Feldmaikäfer und den Waldmaikäfer. Allerdings kommt der Feldmaikäfer häufiger vor. Bis zum mittleren 20. Jahrhundert waren Maikäfer eher ungern gesehen Gäste auf Felder und in Wälder. Das lag daran, dass vor allem Weibchen in Massenjahren zwischen Mai und Juni Bäume regelrecht kahl fraßen und Engerlinge, die 3-4, manchmal 5 Jahre Entwicklungszeit benötigen, vor allem Pflanzenwurzeln fressen. In den 1950er und 60er Jahren wurden sie demnach durch vermehrten Pestizideinsatz vielerorts extrem in ihrer Anzahl dezimiert, sind aber auch in einigen Gebieten ausgerottet worden. Allerdings stellen Maikäfer auch die essentielle Nahrungsquelle für die Jungenaufzucht von Dohlen dar. Demnach zog diese starke Bekämpfung auch Verluste in den Dohlenpopulationen nach sich. In den letzten Jahren haben sich die Maikäferpopulationen mancherorts wieder erholt und sind häufiger zu sehen. Wenn man sie beobachtet, ist es übrigens sehr interessant dass Männchen und Weibchen auch für Laien voneinander unterscheidbar sind. Weibchen besitzen nämlich 6 Fühlerfächer und Männchen 7. Das lässt sich leicht abzählen. 

Mauersegler
Apus apus

Auf den ersten Blick ähneln sie sehr den Schwalben, doch sind Mauersegler Verwandte der amerikanischen Kolibris. Die langen, sichelförmigen Flügel und die dunkle Unterseite sind typische Merkmale. Und die Anpassung an das Luftleben geht bei ihnen noch viel weiter als bei den Schwalben: Segler schlafen, jagen und paaren sich in der Luft! Nur zum Brüten suchen sie Spalten in alten Gebäuden oder Felswänden auf. Bei kühler Witterung weichen die Vielflieger einfach bis zum Mittelmeer aus.

Mauersegler
Apus apus
Flug-Spezialist. © M. Schäf
Auf den ersten Blick ähneln sie sehr den Schwalben, doch sind Mauersegler Verwandte der amerikanischen Kolibris. Die langen, sichelförmigen Flügel und die dunkle Unterseite sind typische Merkmale. Und die Anpassung an das Luftleben geht bei ihnen noch viel weiter als bei den Schwalben: Segler schlafen, jagen und paaren sich in der Luft! Nur zum Brüten suchen sie Spalten in alten Gebäuden oder Felswänden auf. Bei kühler Witterung weichen die Vielflieger einfach bis zum Mittelmeer aus.
Mäusebussard
Buteo buteo
Mäusebussard im Winter. © S. Rösner
Der Mäusebussard macht seinem Namen alle Ehre, denn er ernährt sich zu über 50 Prozent von Mäusen, frisst aber auch Vögel und Aas, das er an Straßen oder Bahnstrecken findet. Daher werden viele Bussarde auch Opfer von Fahrzeug-Kollisionen. Als einer der häufigsten Greife Europas benötigt er ausreichend Grünland zum Jagen und errichtet seine Horste sogar in kleineren Gehölzen in Waldrandnähe. So kann man seinen miauenden Ruf in ganz Hessen hören.
Mehlschwalbe
Delichon urbica

Wahre Kulturfolger  sind Mehlschwalben, denn sie kommen vor allem in Siedlungsbereichen vor. Im Gegensatz zur Rauchschwalbe besteht auch keine direkte Bindung an die Viehhaltung. Allerdings zeigen ländliche Regionen deutliche höhere Mehlschwalbenvorkommen als Wohnsiedlungen. Wahrscheinlich liegt das an der größeren Verfügbarkeit von Nistmaterial in Nestnähe in diesen Gebieten. Zu Zeiten der Entstehung  von Neubaugebieten in den 1950er bis 1970er Jahren fanden Mehlschwalben vermutlich ein hohes Angebot an Nahrung und Nistplatzmöglichkeiten, weshalb in diesem Zeitraum ihr Bestand anstieg. Nach Besiedlung der Gebäude und zusammen mit der Landwirtschaftsintensivierung nahmen die Bestände allerdings wieder ab. Vermutlich „bereinigten“ die Hausbesitzer die Gebäude von den Nester, damit die Fassaden frei von Kotspuren blieben. Das Anbringen von Kotbrettern konnte dieses Problem zum Glück weitestgehend beseitigen und so scheinen die Mehlschwalbenvorkommen stabil bis leicht steigend zu sein.

Mistel
Viscum album

Die Mistel ist ein immergrüner Strauch, der anderen Gehölzen als Parasit aufsitzt. Dabei bezieht sie Wasser und Mineralstoffe aus dem Pflanzensaft ihres Wirtsbaumes. Da sie jedoch selbst Photosynthese betreibt, spricht man von einem Halbschmarotzer. Misteln tragen kleine weißliche Beeren, die gerne von Vögeln gefressen werden. Diese scheiden die Mistelsamen dann mit ihrem Kot auf den Zweigen neuer Wirtsbäume aus. In Hessen kommt die Mistel in zwei Unterarten vor, die sich jeweils an besondere Wirtsbäume angepasst haben. Die Laubholzmistel wächst auf verschiedenen Laubbäumen (am häufigsten Pappeln und Apfelbäume) während man die Nadelholzmistel auf Kiefern (besonders im Süden Hessens) antrifft.

Mittelmeermöwe
Larus michahellis

Die Frankfurter Möwenkolonie in der Nähe des Hauptbahnhofs ist für Großmöwen sehr attraktiv. Neben Hering- und Mantelmöwe hat sich auch die Mittelmeermöwe hier angesiedelt und ihr Areal so auf natürliche Art erweitert. Die wenigen Brutpaare finden sich bei uns entlang von Rhein und Main. Hier jagt sie nicht in der Nähe von Mülldeponien, wie es viele andere Möwen in Städten tun, sondern sucht sich ihre Beute – Fische, Schnecken und kleine Säuger –  auf natürliche Weise.

Hessen: Rote Liste R, 3-6 Brutpaare

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