Ockstädter Kirschenberg


  • 16 Apr, 2015
  • A. Ewerling, S. Rösner

Gebietsbeschreibung

Der Ockstädter Kirschenberg ist mit seinen über 100 ha das größte zusammenhängende Streuobstgebiet in Hessen. Rund 40.000 Kirschbäume und mehr als 10.000 andere Obstbäume verwandeln den Hang im Frühling zu einem weißen prächtigen Blütenmeer. Noch gibt es zahlreiche alte Obstbäume, die gepflegt und auch der Obstgewinnung dienen, jedoch werden immer mehr Bestände durch Niederstammobst ersetzt. Diese Entwicklung ist besorgniserregend, da sich die Habitate verändern und für die typische Tier- und Pflanzenwelt der Streuobstwiese  verloren gehen.  Bemerkenswert ist, dass der Ockstädter Kirschenberg zu den bedeutendsten Siedlungsgebieten für den Gartenrotschwanz (Achtung nicht zu verwechseln mit dem Hausrotschwanz) zählt.  Der Gartenrotschwanz ist hier mit über 50 Revieren vertreten und gilt in Hessen als stark gefährdet und weist einen unzureichend  schlechten Erhaltungszustand auf.

Weiterführende Informationen:

Parkplatz:

  • Parkplatz des Usa-Wellenbades Bad Nauheim

 

Ockstädter Kirschberg

Gartenrotschwanz ( Phoenicurus phoenicurus )

Artname (deutsch): 
Gartenrotschwanz
Englischer Artname: 
Common Redstart

Im südlichen Hessen haben Gartenrotschwänze ihre Verbreitungsschwerpunkte. Das liegt wahrscheinlich an der klimatisch günstigen Lage der besiedelten Gebiete. Zu seinen bevorzugten Habitaten gehören Weichholzauen, lichte Laub- und Kieferwälder sowie Streuobstwiesen. Gartenrotschwänze haben im Gegensatz zu Hausrotschwänzen nicht nur rötlich gefärbte Schwanzunterseiten, sondern auch die Brust ist rötlich. Außerdem sind die Männchen insgesamt aschgrau, haben ein schwarzes Gesicht und ein weißes „Strirnband“. Seit den 1950er Jahren wurden starke Bestandsabnahmen festgestellt. Manche Populaionsrückgänge wurden auf Dürreperioden im Überwinterungsgebiet, der Sahelzone, zurückgeführt. Andererseits wurden auch die generelle Verschlechterung der Überwinterungsgebiete und der starke Insektizideinsatz als Rückgangsursachen aufgezeigt. In den Brutgebieten  mussten zudem viele Streuobstwiesen Gebäudekomplexen weichen. Seit den 1990er Jahren scheinen sich die Bestände vielerorts aber stabilisiert zu haben und anzuwachsen.

Wendehals ( Jynx torquilla )

Artname (deutsch): 
Wendehals
Englischer Artname: 
Wryneck

Obwohl Wendehälse zu den Spechten gehören, gehen sie nicht der typischen Spechtaktivität, dem Baumhöhlen bauen, nach. Stattdessen nutzen sie schon existierende Specht- und Baumhöhlen und auch Nistkästen werden nicht ungern von ihnen genutzt. Sollten einmal zu wenig Bruthöhlen vorhanden sein, können Wendehälse auch ziemlich grob werden und schon besetzte Höhlen leeren. Sie werfen dann Eier und Küken aus den Nestern, um diese für ihre eigene Brut zu nutzen. Ihre Nahrung suchen sie dann, ähnlich wie der Grünspecht, in lückiger Vegetation am Boden. Dort stöbern sie nach Ameisen, bzw. Ameisenpuppen. Sollte ihnen bei der Jagd oder am Nest einmal ein möglicher Feind zu nahe kommen, fangen sie an ihrem Namen alle Ehre zu machen und drehen ihren Kopf mit lautem Zischen in alle Richtungen. Die sogenannte „Schlangenmimikry“ soll den Gegner verschrecken und verjagen.

Singdrossel ( Turdus philomelos )

Artname (deutsch): 
Singdrossel
Englischer Artname: 
Song thrush

Den oft wiederholten Gesang der Singdrossel haben bestimmt viele Menschen schon einmal vernommen. Dennoch ist diese Vogelart vielen unbekannt, da sie sich häufig gut versteckt in dichtem Gebüsch aufhält. Zusätzlich trägt auch ihre unauffällige braune Färbung zu ihrer Unscheinbarkeit bei. Aber  nur, weil man sie nicht oft zu Gesicht bekommt, heißt das nicht, dass Singdrosseln selten bei uns vorkämen. Ganz im Gegenteil. Sie kommt in Hessen zwar  nirgendwo in extrem hoher Dichte vor, doch zählt sie dennoch zu den häufigsten Brutvögeln mit 111000 – 125000 Brutpaaren. Das kommt vor allem durch ihr regelmäßiges Vorkommen in Wäldern aller Art, aber auch im reich strukturierten Offenland oder in begrünten Ortsteilen zustande. Da sie nicht auf Altholzbestände angewiesen ist, kann weiterhin davon ausgegangen werden, dass sie auch in Zukunft keine Bestandseinbußen zu verzeichnen haben wird.

Gartenbaumläufer ( Certia brachydactyla )

Artname (deutsch): 
Gartenbaumläufer
Englischer Artname: 
Short-toed Treecreeper

Der Gartenbaumläufer verschwimmt optisch sehr gut mit der Baumrinde, an der er sich vorzugsweise aufhält. Den Stamm erklettert er dabei zumeist von unten nach oben in spiralförmigen Bewegungen. Wenn er enge Baumspalten oder abstehende Baumrinde findet, nutzt er solche Strukturen, um dort zu brüten. Wenn er sich so gut getarnt zwischen der Baumrinde aufhält, ist es wenig erstaunlich, dass er selten gesichtet wird, obwohl er auch regelmäßig in Siedlungsbereichen vorkommt. Dennoch bevorzugt er Laub- und Mischwälder, vor allem aber Auwälder. Durch das Ausbringen von Spezialnistkästen mit seitlichen Eingängen, kann das Vorkommen von Gartenbaumläufern gesteigert werden. In solchen Kästen können in harten Wintern  mit weniger als -10°C Außentemperatur auch bis zu 20 Individuen zusammenrücken, um sich gegenseitig zu wärmen.

Mehlschwalbe ( Delichon urbica )

Artname (deutsch): 
Mehlschwalbe
Englischer Artname: 
House martin

Wahre Kulturfolger  sind Mehlschwalben, denn sie kommen vor allem in Siedlungsbereichen vor. Im Gegensatz zur Rauchschwalbe besteht auch keine direkte Bindung an die Viehhaltung. Allerdings zeigen ländliche Regionen deutliche höhere Mehlschwalbenvorkommen als Wohnsiedlungen. Wahrscheinlich liegt das an der größeren Verfügbarkeit von Nistmaterial in Nestnähe in diesen Gebieten. Zu Zeiten der Entstehung  von Neubaugebieten in den 1950er bis 1970er Jahren fanden Mehlschwalben vermutlich ein hohes Angebot an Nahrung und Nistplatzmöglichkeiten, weshalb in diesem Zeitraum ihr Bestand anstieg. Nach Besiedlung der Gebäude und zusammen mit der Landwirtschaftsintensivierung nahmen die Bestände allerdings wieder ab. Vermutlich „bereinigten“ die Hausbesitzer die Gebäude von den Nester, damit die Fassaden frei von Kotspuren blieben. Das Anbringen von Kotbrettern konnte dieses Problem zum Glück weitestgehend beseitigen und so scheinen die Mehlschwalbenvorkommen stabil bis leicht steigend zu sein.