Herrngarten Darmstadt


  • 09 Jul, 2013
  • Stefan Stübing, Nicolette Stübing, Viktoria Mader

Gebietsbeschreibung

Der 12 Hektar große Herrngarten ist der größte und älteste Park Darmstadts. Seine Wurzeln reichen bis ins 16. Jahrhundert zurück, als er aus drei größeren und mehreren kleineren Gärten entstand. Landgräfin Caroline ließ im Jahr 1766 den Garten erweitern und im englischen Stil umgestalten. Im zweiten Weltkrieg wurde der Park zerstört, bietet heute aber mit weiten Rasenflächen, einem Teich (mit Insel, jedoch ohne Verlandungsvegetation) und dem aus Platanen, Eichen und weiteren Laub- sowie einzelnen Nadelbäumen bestehenden Baumbestand wieder einen sehr parkartigen Eindruck. Von 2002 bis 2007 fanden hier unregelmäßige naturkundliche Begehungen zu allen Jahreszeiten statt, 2004 führten wir zudem eine Siedlungs-dichteuntersuchung der Brutvögel durch.

Weiterführende links:

Sonstiges:

​Literatur:

  • HGON (2010): Vögel in Hessen. Die Brutvögel Hessens in Raum und Zeit. Brutvogelatlas. Echzell.
  • Bauer et al. (2012) (Hrsg.): Das Kompendium der Vögel Mitteleuropas. Ein umfassendes Handbuch zu Biologie, Gefährdung und Schutz. Sonderausgabe in einem Band. AULA-Verlag Wiebelsheim.

 

Darmstadt: Herrngarten
Gerne auf Park-Wiesen unterwegs. © S. Rösner

Teichralle ( Gallinula chloropus )

Artname (deutsch): 
Teichralle
Englischer Artname: 
Common Moorhen

Das Teichhuhn gehört zur Familie der Rallen und ist an seinem dunklen, bläulich-braunen Gefieder und dem rot-gelben Schnabel gut zu erkennen. Es lebt an unterschiedlichen Gewässern – von kleinen Parkteichen über vegetationsreiche Gräben bis hin zu kleinen Stillgewässern oder langsam fließenden Flüssen. Nach dem Schlüpfen bilden Junge der Erst- und häufigen Zweitbrut öfters eine „Großfamilie“, wobei sich die Erstgeborenen an den Fütterungen der nachgeborenen Jungen beteiligen können. Bei gleichzeitigem Vorkommen von Blässhühnern brüten Teichhühner oft in einiger Entfernung oder zeitversetzt.

Da Teichhühner heimlich leben und ihre Lebensräume oft unübersichtlich sind, ist es schwierig ihren Bestand in Hessen zu erfassen. Auch Ortswechsel legt die Ralle möglichst unentdeckt zurück und kann mit ihren großen, grünen Füßen gut schwimmen, klettern oder auf Pflanzen balancieren.

Quelle: HGON 2010

Ringeltaube. © S. Rösner

Ringeltaube ( Columba palumbus )

Artname (deutsch): 
Ringeltaube
Englischer Artname: 
Common Wood Pigeon

Heute lebt die Ringeltaube oft in innerstädtischen Parkanlagen, auf Friedhöfen oder in grünen Siedlungen – kaum vorstellbar also, dass unsere größte Taubenart ursprünglich ein reiner Waldvogel war. Angesichts von Bruten in eingetopften Zierbäumchen vor Einkaufscentern überrascht es nicht, dass Ringeltauben inzwischen auch an Gebäuden brüten. Erste Parkbruten in Hessen sind ab 1838 in der Kasseler Karlsaue dokumentiert, wo die Art auch 75 Jahre später noch nicht das Stadtinnere erreicht hatte. Die ersten Stadtbruten wurden 1883 in Rotenburg nachgewiesen, 1926 werden auch Gießen, Friedberg und Frankfurt aufgeführt. Um 1950 war die Ringeltaube „wenigstens in allen Großstädten, ferner in vielen Landstädtchen und Dörfern zu Hause“. Auch Ende des letzten Jahrhunderts setzte sich die „Verstädterung“ fort. Da neben den Städten auch alle Waldtypen, Feld- und Ufergehölze, Alleen, Streuobstbestände und manchmal sogar Einzelbäume von der Ringeltaube besiedelt werden, sie in Hessen flächendeckend anzutreffen. Damit belegt sie Rang zwölf der Häufigkeitsliste der hessischen Brutvogelarten und ist der häufigste Nicht-Singvogel. Wie alle Taubenarten legen auch Ringeltauben pro Gelege nur zwei Eier, gleichen dies jedoch durch bis zu drei Bruten zwischen März und September wieder aus.

Quelle: HGON 2010

Amselhahn. © S. Rösner

Amsel ( Turdus merula )

Artname (deutsch): 
Amsel
Englischer Artname: 
Common blackbird

Jeder kennt den melodiös-flötenden Amselgesang, der wohlklingend und in unglaublicher Vielfalt meist vom First der Dächer vorgetragen wird. „Die Amsel ist, mit den menschlichen Maßstäben von Melodik, Harmonik und Rhythmik gemessen, der musikalisch höchststehende Singvogel Mitteleuropas“, so schrieb 1953 der Komponist Tiessen in seinem Standardwerk „Musik der Natur“. Der zeitgenössische Komponist Messiaen widmete der Meistersängerin gar mit „Merle noir“ das erste und wohl bekannteste seiner Vogelstücke. Heute kaum vorstellbar, war die Amsel früher ein „scheuer Waldvogel“. Sie brütete nur in dichten, feuchten und unterholzreichen Wäldern mit offenen Stellen für die Nahrungssuche. Durch die Verstädterung und die regelmäßige Besiedlung von Gärten ab dem 18. Jahrhun­dert erweiterte die Amsel ihr Areal und nahm im Bestand zu – denn sie profitierte von den kurz und feucht gehaltenen Rasenflächen.

Heute fehlt sie daher in kaum einem Gar­ten, gehört zu den häufigsten Brutvögeln und besiedelt fast alle Lebensräume. Die höchsten Siedlungsdichten mit mehr als 40 Brutpaaren pro 10 Hektar werden regelmä­ßig in durchgrünten Siedlungen und Parks, wie dem Frankfur­ter Palmengarten oder dem Hauptfriedhof Hanau, erreicht. In klimatisch begünstigten Städten können Amseln dreimal im Jahr brüten, manchmal sogar in milden Wintern.

Quelle: HGON 2010

Ein Star Im Prachtkleid. © S. Rösner

Star ( Sturnus vulgaris )

Artname (deutsch): 
Star
Englischer Artname: 
Common starling

Früher war der Star ein typischer Zugvogel, bekannt aus dem Kinderlied „Alle Vögel sind schon da“: Er erschien im Frühjahr, sammelte sich im Herbst in großen Schwärmen und war im Winter nicht mehr zu sehen. Dies hat sich in den letzten Jahrzehnten stark geändert, denn immer mehr Stare überwintern bei uns und werden an Fütterungsstellen im Winter gesehen.

Obwohl er bei uns seit 20 Jahren leicht abnehmende Tendenzen aufweist, zählt er noch immer zu den zehn häufigsten Vogelarten in Deutschland und in Hessen. Als Höhlenbrüter profitiert er vom hohen hessischen Waldanteil, besiedelt aber auch fast alle anderen Lebensräume. Da er zur Nahrungs­suche weite Wege fliegen kann, dringt er bis in die Zentren der Großstädte vor, wobei er dort oft vom gemähten Zierrasen profitiert – ebenso wie Amsel, Elster und Rabenkrähe. In Stadtparks kann er zum Teil sehr hohe Dichte erreichen, so konzentrieren sich hier im Herrengarten auf 12 Hektar bis zu 65 Paare. Bei den Obst­bauern wird er weniger gern gesehen, da er sich besonders im Sommer und Herbst überwiegend von Früchten ernährt und in großen Schwärmen in Obstkulturen und Weinbergen einfallen kann.

Der Star ist ein guter Sänger und kann den Gesang anderer Arten und Geräusche nachahmen. Deshalb war der Star in der Bevölke­rung früher so beliebt, dass er von den Europäern zur Kolonialzeit fast überall mit in die Welt gebracht wurde. Nun kommt er fast auf allen Kontinenten vor und ist inzwischen eine der häufigsten Vogelarten mit geschätzten 600 Millionen Individuen weltweit.

Quelle: HGON 2010 

Girlitz. © M. Schäf

Girlitz ( Serinus serinus )

Artname (deutsch): 
Girlitz
Englischer Artname: 
European Serin

Der gelb-bräunlich gefärbte Girlitz ist unser kleinster Fink. Er ist eng mit dem Kanarengirlitz verwandt, der in seiner domestizierten Form oft als Kanarienvogel gehalten wird. Als Kulturfolger besiedelt er Gärten und Parks, in denen er in Hessen Dichten mit bis zu einem, maximal sogar bis zu 5 Reviere pro10 Hektar erreichen kann. In Südhessen kommt der Girlitz auch in reich strukturiertem Offenland mit vielen Gehölzen, Kräutern und Stauden vor, von deren Samen er sich ernährt. Wälder und ausgeräumte Ackerfluren werden dagegen gemieden. Girlitze bevorzugen wärmebe­günstigte Standorte. Daher treten sie vor allem in Niederun­gen und überall in Ortschaften und somit in Hessen fast flächendeckend auf.

Brütete diese Art zu Anfang des 19. Jahrhunderts fast ausschließlich im Mittelmeerraum, erweiterte sich ihr Areal in gut Hundert Jahren weit nach Norden und Westen. Mittlerwei­le besiedelt der Girlitz ganz Mitteleuropa. Dennoch ist seine Bestandsentwicklung zwischenzeitlich abnehmend, vermutlich verursacht durch Nahrungsmangel, wie bei ei­nigen anderen auf Sämereien angewiesenen Finkenarten auch. Im Siedlungsbereich wird dies vor allem durch engere Bebauung, stär­kere Versiegelung, kleinere Gärten und weniger Bäume bedingt; im Offenland durch die Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung. So bleibt zu hoffen, dass sein lauter klirrender Gesang, den er gern von einer Fernsehantenne oder Baumspitze aus vorträgt, noch lange in vielen Gärten Hessens gehört werden kann.

Buntspechte bleiben auch im Winter im Revier. © S. Rösner

Buntspecht ( Dendrocopos major )

Artname (deutsch): 
Buntspecht
Englischer Artname: 
Great spotted woodpecker
Schutzstatus: 
k.A.

Der Buntspecht ist unter den Spechten eher von mittlerer Statur, ist sehr weit verbreitet und ist sowohl in dichten und naturnahen Wäldern wie auch in kleineren Parks oder Gärten als Brutvogel anzutreffen. In der Frankfurter Innenstadt findet man ihn auch ab und an an Aleenbäumen oder an einer winterlichen Vogelfütterung auf dem Balkon.