Kühkopf - Knoblochsaue


Schutzstatus:
Schlagworte: 
Aue, Fluss, Wald, Wiese
  • 16 Apr, 2015
  • A. Ewerling, S. Rösner

Gebietsbeschreibung

Der Flussabschnitt zwischen dem badischen Rastatt und der Mainmündung zeichnet sich durch ein sehr geringes Gefälle aus. In solchen Situationen bilden Flüsse weit ausladende Mäanderbögen mit Seitenarmen und Inseln. Diese ehemalige Mäanderlandschaft des Rheinstromes findet mit der alten Rheinschlinge, dem Stockstadt – Erfelder Altrhein, ihr natürliches Ende. Bereits 1952 wurde die Rheininsel Kühkopf als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Im Zuge weiterer Verordnungen konnte schließlich ein fast 24 Quadratkilometer großes Auenschutzgebiet mit der Rheininsel Kühkopf und dem nördlich sich anschließenden Auenkomplex der Knoblochsaue unter Schutz gestellt werden.
 
Nach großen Hochwasserereignissen Anfang der 1980er Jahre wurde auf dem Kühkopf die in Teilarealen noch betriebene intensive Landwirtschaft aufgegeben und gleichzeitig die Pflege der Deichsysteme auf der Insel eingestellt, so dass sich dort wieder eine natürliche Hochwasserdynamik einstellen konnte. 2005 schließlich wurde auch die Forstwirtschaft im gesamten Schutzgebiet eingestellt. Durch die gestaltende Kraft des Rheins sowie durch Rücknahme menschlicher Einflüsse auf die Landschaft entwickelt sich eine naturnahe Landschaft mit verschiedenen Gewässern, urwüchsigen Weich- und Hartholzauen sowie bunten Stromtalwiesen so wie sie früher für weite Bereiche des Rieds typisch war. Natürliche Dynamik verbunden mit hoher Strukturvielfalt sind Grundlage für einen außergewöhnlichen Artenreichtum. Die verschiedenen Artenlisten (Link) weisen zudem einen extrem hohen Anteil an besonders gefährdeten Arten (Rote Liste-Arten) auf. Dem Naturschutzgebiet wurde durch die Deutsche Sektion des Internationalen Rates für Vogelschutz e.V. 1983 das Prädikat „Europareservat“ verliehen. Das Gebiet ist ebenfalls Bestandteil des Europäischen Schutzgebietnetzes „NATURA 2000“.
 
Das Naturschutzgebiet kann auf ca. 60 Kilometern Rad- und Wanderwegen erkundet werden. Ein solcher Rundgang beginnt am besten im Umweltbildungszentrum im Nordflügel des Hofgutes Gunterhausen. Dort erhalten Sie Kartenmaterial sowie vielfältige Informationen zum Schutzgebiet. Ein Rundgang über die Rheininsel Kühkopf führt größtenteils über die alten Sommerdeiche und ist etwa 17 km lang. Die zahlreichen Wege im Naturschutzgebiet sind gut ausgeschildert und von großzügigen Parklplätzen an den Waldrändern per pedes, mit Rad oder auch Rollstuhl gut zu nutzen.

Der Kühkopf ist eine vom Oberrhein und einem seiner Altarme entstandene Insel, die 1829 bei der Rheinbegradigung entstand. Bereits 1952 wurde der Kühkopf als NSG ausgewiesen. Nach mächtigen Hochwasserereignissen in den 1980er Jahren wurde die teilweise noch intensiv betriebene Landwirtschaft und die Pflege der Deiche aufgegeben, so dass sich hier eine natürliche Hochwasserdynamik entwickeln konnte. Im Jahr 2005 wurde dann auch die Forstwirtschaft im gesamten Schutzgebiet eingestellt. Dadurch findet sich heute eine naturnahe Landschaft mit unterschiedlichsten Gewässern, urwüchsigen Weich- und Hartholzauen, sowie den ehemals fürs Ried typischen bunten Stromtalwiesen. Natürliche Dynamik und eine hohe Strukturvielfalt sorgen für einen  außergewöhnlichen Artenreichtum und zahlreiche gefährdete Arten (Rote Liste) finden sich hier.

Das Naturschutzgebiet ist mit ca. 60 Kilometern Rad- und Wanderwegen gut ausgestattet. Am besten beginnt man  im Umweltbildungszentrum im Nordflügel des Hofgutes Gunterhausen. Dort erhalten Sie Kartenmaterial und weitere vielfältige Informationen zum Schutzgebiet. Ein Rundgang über die Rheininsel Kühkopf führt größtenteils über die alten Sommerdeiche und ist etwa 17 km lang.
 

Weiterführende Links:

In vollem Gesang. © M. Schäf

Grauammer ( Emberiza calandra )

Artname (deutsch): 
Grauammer
Englischer Artname: 
Corn bunting

Grauammern sind eher unscheinbar gefärbt, können aber mit ihrem auffälligen Gesang aufwarten: Sie klingen wie das Klirren eines Schlüsselbunds. Ihr bevorzugter Lebensraum ist weitläufiges Offenland, das viele kleine Strukturen, wie Säume, Brachen oder Hecken, aufweist. Bis etwa 1950 war die Grauammer weitverbreitet und stellenweise recht häufig, aber ihr Bestand hat in den letzten Jahrzehnten stark abgenommen. Auch weite Teile Hessens wurden geräumt, so dass die Grauammer nur noch ausnahmsweise in Nord- und Mittelhessen brütet. Die Rückgänge werden vor allem auf die landwirtschaftliche Intensivierung der vergangenen Jahrzehnte zurückgeführt, wie die Umstellung auf Wintergetreide oder der verstärkte Maisanbau. Daher wurde in den vergangenen Jahren auch ein Artenhilfskonzept für den Schutz der Grauammer erarbeitet (s. Link). Größere Dichten erreicht die Grauammer mit bis zu 5 Revieren pro 100 Hektar heute nur noch im südhessischen Ried.

Weiterführender Link:

Seekanne ( Nymphoides peltata )

Artname (deutsch): 
Seekanne
<p>Wie eine Miniaturausgabe der deutlich größeren Seerosen wirken die auf der Wasseroberfläche treibenden Blätter der Seekanne. Der Schein trügt jedoch; mit den Seerosen besteht keine nähere Verwandtschaft. Die schwimmfähigen Blätter sind lediglich eine Anpassung an den ähnlichen Lebensraum. Vielmehr ist die Seekanne mit den Enzianen und dem Fieberklee verwandt. Die am Grund verwurzelte Pflanze bildet bis zu 1,5 m lange Triebe und streckt nur Schwimmblätter und Blüten über die Wasseroberfläche hinaus. Die Blüten sind gelb und an den Rändern fein zerfranst. Die Blütezeit liegt im Sommer; den Winter übersteht die Pflanze zurückgezogen als Rhizom im Schlamm des Gewässergrundes. Die bevorzugten Wuchsorte der Seekanne sind sommerwarme, stehende oder langsam fließende Gewässer der großen Stromtäler. In Hessen findet sie sich daher fast ausschließlich entlang des Rheins. Als Zierpflanze in Gartenteichen erfreut sich die Seekanne großer Beliebtheit. Gelegentlich verwilderte Exemplare im restlichen Hessen gehen wohl auf diesen Umstand zurück.</p>
Erpel im Flug. © M. Schäf

Kolbenente ( Netta rufina )

Artname (deutsch): 
Kolbenente
Englischer Artname: 
Red-crested Pochard

Seit 2003 brütet die auffällig gefärbte Ente mit dem rotbraunen Kopf und dem scharlachroten Schnabel – was zumindest auf die Männchen zutrifft – regelmäßig in Hessen. So auch an mehreren Gewässern hier im Naturschutzgebiet. Die erste Wildbrut, die vermutlich nicht auf Gefangenschaftsflüchtlinge zurückgeht, wurde 1993 an der Aartalsperre im Lahn-Dill-Kreis beobachtet. Mit nur wenigen Paaren gehört sie zu den seltensten hessischen Brutvögeln. Bevorzugte Lebensräume sind pflanzenreiche Stillgewässer oder Teiche mit einem reichen Angebot an Wasserpflanzen. Zur Nahrungssuche taucht die Kolbenente kopfsprungartig unter und nimmt zum Beispiel Armleuchteralgen und Laichkräuter in einer Tiefe von bis zu vier Metern auf. Als Tauchente kann sie bis zu einer Minute unter Wasser bleiben und sucht im Gegensatz zu den Schwimmenten nicht „gründelnd“ nach Nahrung.

 

Mistel ( Viscum album )

Artname (deutsch): 
Mistel

Die Mistel ist ein immergrüner Strauch, der anderen Gehölzen als Parasit aufsitzt. Dabei bezieht sie Wasser und Mineralstoffe aus dem Pflanzensaft ihres Wirtsbaumes. Da sie jedoch selbst Photosynthese betreibt, spricht man von einem Halbschmarotzer. Misteln tragen kleine weißliche Beeren, die gerne von Vögeln gefressen werden. Diese scheiden die Mistelsamen dann mit ihrem Kot auf den Zweigen neuer Wirtsbäume aus. In Hessen kommt die Mistel in zwei Unterarten vor, die sich jeweils an besondere Wirtsbäume angepasst haben. Die Laubholzmistel wächst auf verschiedenen Laubbäumen (am häufigsten Pappeln und Apfelbäume) während man die Nadelholzmistel auf Kiefern (besonders im Süden Hessens) antrifft.

Bärlauch ( Allium ursinum )

Artname (deutsch): 
Bärlauch

Bärlauch (Allium ursinum) neben Wanderweg in der Kühkopfaue. Ein eine Pflanzenart aus der Gattung Allium und somit verwandt mit Schnittlauch, Zwiebel und Knoblauch. Die in Europa und Teilen Asiens vor allem in Wäldern verbreitete und häufige, früh im Jahr austreibende Pflanzenart ist ein geschätztes Wildgemüse und wird vielfach gesammelt.

Auch im Winter bei uns. © S. Rösner (c)

Uhu ( Bubo bubo )

Artname (deutsch): 
Uhu
Englischer Artname: 
Eurasian Eagle-Owl

Der Uhu ist unsere größte Eule – gut zu erkennen an den leuchtend orangenen Augen und den langen Federohren. Mit seinen kräftigen Krallen kann er Säugetiere und Vögel bis zu einer Größe von Feldhase oder sogar Mäusebussard erbeuten. Daher wurde er als Jagdschädling ab Mitte des 19. Jahrhunderts intensiv verfolgt und war bis etwa 1940 in weiten Teilen Mitteleuropas ausgerottet – auch in Hessen gab es von 1915 bis 1977 keine wildlebenden Uhus – obwohl sie zuvor fast flächendeckend verbreitet waren. Ab den 1960er Jahren wurden Uhus unter Schutz gestellt, ihre verbliebenen Brutplätze bewacht und wiederangesiedelt. Neben ihren ursprünglichen Lebensräumen, wie große, natürliche Felsen oder Steinbrüche, leben sie mittlerweile auch an Sandgruben, brüten in Bäumen entlang der rheinischen Auwälder oder sogar an Gebäuden. Heute leben etwa 200 Paare in Hessen. 

Gelbspötter auf Singwarte. © S. Rösner

Gelbspötter ( Hippolais icterina )

Artname (deutsch): 
Gelbspötter
Englischer Artname: 
Icterine Warbler

Der Gelbspötter ist ein kleiner, graugrün-gelblicher Singvogel und brütet in verschiedenen Lebensräumen, die eine gut ausgeprägte Strauchschicht aufweisen. Dazu zählen zum Beispiel Laub- und Auwälder, Flussufer mit Gehölzen oder auch Parks mit älteren Bäumen. Obwohl der Bestand des Gelbspötters in anderen Regionen in Europa schwankt, sind für Hessen bisher keine langfristigen Abnahmen erkennbar. Hier im NSG Kühkopf-Knoblochsaue erreicht der Gelbspötter sogar hessenweit seine höchsten Siedlungsdichten.

In seinem „spöttischen“ Gesang hören wir auch viele Imitationen anderer Vogelarten, so dass arteigene Elemente oft in den Hintergrund treten. An den schnell vorgetragenen Ruf­wiederholungen „Schmidt, Schmidt, Schmidt, hatte sieben Töchter, hatte sieben Töchter, Töchter sieben, Töchter sieben, beinah heiratsreif, beinah heiratsreif, Schmidt, Schmidt, Schmidt“ lässt sich der Gelbspötter in der Regel aber doch eindeutig erkennen.