Kranichsteiner Wald


  • 09 Jul, 2013
  • A. Ewerling

Gebietsbeschreibung

Im  Kranichsteiner Wald findet man eine Vielzahl von Spuren, die von der höfischen Jagd im Mittelalter zeugen. Gebäude, Grenzsteine, alte Bäume, Wiesen, Wege und Schneisen weisen auf die lange Geschichte dieses Raumes hin. Bereits seit dem 16. Jahrhundert nutzten und gestalteten die Landgrafen von Hessen-Darmstadt dieses Waldgebiet für ihre Jagden. Durch seine Lage im Übergangsbereich unterschiedlicher klimatischer und geologischer Einflüsse und aufgrund seiner historischen Waldbewirtschaftung beherbergt der Kranichsteiner Wald eine enorme Vielfalt an Lebensräumen und damit vielen seltenen Tier- und Pflanzenarten. So finden sich ein Mosaik von ausgeprägten Eichen- und Buchenmischwäldern mit schönen Altholzbeständen bis hin zu Feuchtwald Lebensräumen, Waldwiesen und kleinräumigen Niedermooren.

Weiterführende Links:

Rotbuche ( Fagus sylvatica )

Artname (deutsch): 
Rotbuche
Englischer Artname: 
Beech

Die Rotbuche ist an ihren eiförmigen, glattrandigen Blättern und ihrer glatten silbergrauen Rinde sehr leicht zu erkennen und vielen Menschen von Waldspaziergängen wohlbekannt. Denn sie ist die bestimmende Baumart der mitteleuropäischen Laubwälder. Die Fähigkeit auch im Schatten einer vorhandenen Baumschicht zu keimen und ihre Anpassungsfähigkeit an verschiedenste Standorte, verleihen diesem Baum eine hohe Konkurrenzkraft gegenüber anderen Baumarten, sodass große Teile Hessens ohne den Einfluss des Menschen von Buchenwäldern bedeckt wären. Bis heute stellt Hessen das waldreichste Bundesland dar. Das bedeutet auch eine hohe Verantwortung für diesen Lebensraumtyp, der aufgrund seiner großen Artenvielfalt Weltnaturerbe der UNESCO ist. Die Früchte der Buche, die sogenannten Bucheckern, stellen eine wichtige Nahrung für viele Tiere der Wälder dar und wurden früher auch vom Menschen zur Ölgewinnung ausgepresst.

Rotkehlchen ( Erithacus rubecula )

Artname (deutsch): 
Rotkehlchen
Englischer Artname: 
Robin

Rotkehlchen hat bestimmt jede/r schon einmal gesehen. Kein Wunder - gehören sie doch zu den häufigsten Vogelarten Deutschlands. Sie kommen flächendeckend und in allen Höhenlagen vor und besiedeln viele Lebensräume, sofern gebüschreiche Wälder oder Gehölze zur Nestanlage vorhanden sind und die Tiere im Falllaub Nahrung finden können. Daher brüten Rotkehlchen auch in naturnahen Gärten und Parks. Im Winter sind Rotkehlchen oft willkommene Gäste am Futterhäuschen. Aufgrund ihrer vertrauensseligen Art und der leichten Erkennbarkeit sind sie gut zu beobachten. Da sie aber Teilzieher sind, kann man in der kalten Jahreszeit kaum sagen, welcher Vogel am Futterplatz ein Wintergast aus fernen Ländern ist und welcher schon das ganze restliche Jahr „vor der Haustür“ war.

Schwanzmeise ( Aegithalos caudatus )

Artname (deutsch): 
Schwanzmeise
Englischer Artname: 
Long-tailed tit

Schwanzmeisen zeigen ein einzigartiges Sozialverhalten in Europa. Sie leben den Großteil des Jahres über in Schwärmen, um das Revier gemeinsam zu verteidigen, sich gegenseitig bei der Jungenaufzucht zu helfen und nachts schlafen sie eng aneinander gekuschelt. Sie leben bevorzugt in Mischwäldern und dort, wo es Gebüsch und Gehölz in der Nähe feuchter Böden. Sie kommen aber auch in Obstgärten, städtischen Gegenden und Parks vor. Generell sind Schwanzmeisen recht weit verbreitet (15000 – 20000 Reviere in Hessen). Wenn Sie die Tiere beobachten wollen, achten Sie auf einen kugeligen Oberkörper mit einem langen Schwanz dran – ihrem Namen machen die Kleinen nämlich alle Ehre.

Mittelspecht ( Dendrocopos medius )

Artname (deutsch): 
Mittelspecht
Englischer Artname: 
Middle Spotted Woodpecker

In Eichenwäldern mit alt- und totholzreichem Bestand sind brütende Mittelspechte relativ häufig anzutreffen. Obwohl die Art bis in die 1990er noch als selten galt, wurde bei der hessenweiten Spechtkartierung im Jahr 2004 festgestellt, dass sie doch einigermaßen oft in fast ganz Hessen vorkommt. Damit stellt Hessen auch den Verbreitungsschwerpunkt für Deutschland dar, denn hier leben etwa ¼ des gesamtdeutschen Bestandes. In manchen südhessischen Gebieten besiedeln Mittelspechte neben den bevorzugten, alten Eichen auch in die Jahre gekommene Eschen, Kiefern, Erlen und Hybridpappeln, weil dort ihr Bestand so dicht geworden ist. Da die Rufe des Mittelspechtes sehr ähnlich zu denen des Buntspechtes sind und sie sehr heimlich leben, wurde vielleicht deshalb die Anzahl der Mittelspechte in früheren Jahren unterschätzt. Denn nur im Frühjahr fallen sie durch ihr Gequäke während der Balz wirklich auf.

Schwarzspecht ( Dryocopus martius )

Artname (deutsch): 
Schwarzspecht
Englischer Artname: 
Black woodpecker

Der Schwarzspecht ist ein sehr wichtiger Vogel für die Populationsdynamiken anderer Tiere, wie Vögel, Säuger und Insekten. Seine ausgedienten Höhlen brüten zum Beispiel für Hohltauben, Raufußkäuze oder Dohlen. Allerdings nimmt der Bau einer Höhle etwa drei bis vier Wochen in Anspruch. Deshalb wird nur etwa alle 7 Jahre eine neue Höhle pro Brutrevier gebaut, bevorzugt in einer mindestens 120 Jahre alten Rotbuche. Das Fällen von Höhlenbäumen bzw. deren forstliche Nutzung hat also direkte Auswirkungen auf die Entwicklung von Beständen des Schwarzspechtsund seinen nachfolgenden Höhlennutzern. Durch die Umwandlung von Niederwäldern in Hochwälder oder durch die Fichtenförderung und damit einhergehend die Förderung von Holzameisen, die Schwarzspechte als Nahrung bevorzugen, sowie der Jagdeinstellung auf Schwarzspechte, ist die Art in den letzten Jahren in ihrem Bestand stabil geblieben.

Grauspecht ( Picus canus )

Artname (deutsch): 
Grauspecht
Englischer Artname: 
Grey-headed woodpecker

Wie der Grünspecht sucht auch der Grauspecht seine aus Ameisen bestehende Nahrung auf dem Boden – beide werden daher auch als „Erdspechte“ bezeichnet. Er bewohnt lückige Laub-, Misch- und Auwälder oder Parklandschaften mit einigen Feldgehölzen. Neben altem Baumbestand zeichnen diese sich nämlich oft durch geringe Bodenvegetation aus und das erleichtert die Nahrungssuche. Durch die zunehmende Gehölzdeckung in geschlossenen Wäldern könnte es allerdings sein, dass der Grauspecht weniger offene Waldhabitate findet und sein Bestand daher in vielen Gebieten Mitteleuropas und Deutschlands sinkt. Hessen hat für den Grauspecht eine große Verantwortung, denn bei uns kommen auf 6% der Bundesfläche mehr als 20% des deutschen Grauspechtbestands vor.